Morasco 2019
Morasco befand sich im nördlichen Piemont nahe der Schweizer Grenze auf 1730 Metern über Meer. Im Verlauf seiner Existenz wurde es wiederholt verschüttet: Während dem Einbruch der kleinen Eiszeit im 15. Jahrhundert wurde die Siedlung unter immensen Schneemassen begraben und erstmals unbewohnbar gemacht. Endgültig verschwunden ist Morasco vor beinahe achtzig Jahren in einem künstlich angelegten Stausee.
Das Wissen um das unter der Wasseroberfläche liegende Dorf, die von der Vergangenheit in die Landschaft eingeschriebenen Spuren und die Atmosphäre des Gebiets um den heutigen Lago di Morasco herum faszinieren Caroline Singeisen schon seit langer Zeit. Mit ihrer Arbeit sucht sie zeichnend nach überlagerten Schichten und schafft zugleich neue Verbindungen, die aus dem eher unbekannten Bergtal hinausführen und unterschiedliche Zeiten miteinander verweben. Es interessiert sie, Bilder zu schaffen, die von einem konkreten, nur noch in der Vorstellung existierenden Ort erzählen und zugleich einen universalen Charakter erlangen können. Morasco ist ein Zusammenspiel von Zeichnungen und entsteht in unterschiedlichen Versionen. Zur aktuellsten Fassung gehören grossformatige Aquarelle, Tusche- und Wandtafelzeichnungen.
Das Einrichten der Ausstellung ist für diese Arbeit von Bedeutung. Die Konstellation und Auswahl der Bilder wird von der Raumsituation mitbestimmt.